
Kontaktabbruch in Familien
Klappentext
Wenn Kinder einfach gehen
Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe des Buches »Kontaktabbruch. Kinder und Eltern, die verstummen«.
Konflikte sind in Familien keine Ausnahme, doch der totale Bruch kommt für die meisten überraschend. Mehrheitlich sind es erwachsene Kinder, die sich von den Eltern oder auch von der gesamten Familie lösen. Claudia Haarmann beschreibt die Hintergründe und Dynamiken, die zu den schweren Zerwürfnissen in Familien führen und zeigt Möglichkeiten zur Annäherung auf.
- Autorin: Claudia Haarmann
- Verlag: Kösel-Verlag (4. März 2019)
- ISBN: 978-3466347391*
- Preis: 23,- Euro
Bewertung
In vielen Familien wird geschwiegen. Manchmal aus Höflichkeit, oft aus Überforderung – und nicht selten, weil eine echte Auseinandersetzung schlicht nicht mehr möglich ist. Claudia Haarmann widmet sich in ihrem Buch „Kontaktabbruch in Familien“ genau diesem Thema: der oft stillen, manchmal abrupten Entscheidung, den Kontakt zu einem Elternteil oder einem erwachsenen Kind abzubrechen.
Das Buch beleuchtet einen Bereich familiärer Beziehungen, der häufig mit Tabus und moralischen Bewertungen belegt ist. Kontaktabbruch gilt vielen noch immer als radikaler Schritt, als Ausdruck von Schwäche oder Trotz. Haarmann hält dagegen – mit psychologischem Hintergrundwissen, Fallbeispielen und einer ruhigen, analytischen Sprache.
Kontaktabbruch in Familien
Auf rund 250 Seiten arbeitet sich die Autorin durch wiederkehrende Muster in familiären Konflikten: fehlende emotionale Nähe, Abwertung, Grenzverletzungen, Schuldumkehr, aber auch die Dynamiken, die sich über Generationen hinweg unbewusst fortsetzen.
Besonders hervorzuheben ist ihre Grundhaltung: Es geht ihr nicht darum, eine Seite zu verteidigen. Weder „die Eltern“ noch „die Kinder“ werden als pauschale Opfer oder Täter gezeichnet. Stattdessen versucht Haarmann, aufzuzeigen, wie festgefahrene Rollen, unausgesprochene Erwartungen und nicht aufgearbeitete Verletzungen zur Eskalation führen können – bis hin zum Abbruch des Kontakts.
Die große Stärke des Buches liegt in seiner klaren Sprache und der strukturierten Herangehensweise. Die Fallbeispiele sind konkret, nachvollziehbar und ohne Pathos erzählt. Leser*innen erhalten keine schnelle Anleitung zur „Wiederversöhnung“, sondern vielmehr ein tieferes Verständnis dafür, wie komplex familiäre Beziehungsabbrüche tatsächlich sind – und warum sie in manchen Fällen sogar notwendig erscheinen.
Dabei gelingt es Haarmann, ein gesellschaftlich sensibles Thema differenziert und mit psychologischer Tiefe aufzubereiten. Das Buch ist gleichermaßen geeignet für betroffene Eltern wie auch für erwachsene Kinder, aber auch für Menschen in therapeutischen oder beratenden Berufen.
Wer sich konkrete Schritte oder einen „Fahrplan zur Versöhnung“ erhofft, wird womöglich enttäuscht sein. Haarmann legt den Fokus bewusst auf Analyse statt auf Handlungsempfehlungen. In diesem Punkt bleibt das Buch inhaltlich konsequent, schränkt jedoch seine praktische Nutzbarkeit für manche Zielgruppen etwas ein.
Mein Fazit
„Kontaktabbruch in Familien“ ist ein fundiertes, klug geschriebenes Sachbuch zu einem Thema, das bislang wenig Öffentlichkeit erhalten hat. Es sensibilisiert für die psychologischen Hintergründe familiärer Entfremdung und regt dazu an, Beziehungsmuster neu zu betrachten – ohne zu werten, aber auch ohne auszuweichen.
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„Kontaktabbruch in Familien“ von Claudia Haarmann beleuchtet die psychologischen Ursachen familiärer Entfremdung. Einfühlsam und fundiert zeigt das Buch, warum Kinder oder Eltern den Kontakt abbrechen – und was hinter toxischen Beziehungsmustern steckt. Für alle, die verstehen wollen, warum Nähe manchmal nicht möglich ist.